Es tut sich was…

Das Jahr 2017 begann mit vielen Reisen und noch mehr Weinproben. Und wie das dann so ist, sammelt sich einiges an. Das gilt es jetzt abzuarbeiten, denn die ersten zwei Monate im Jahr waren geprägt von herausragenden Weinen.

Kalifornische Weine sind hinlänglich als Wuchtbrummen bekannt. Viel Stoff, viel Alkohol, fett und meist blickdicht. Die Weine haben ihre Liebhaber, keine Frage. Wirklich inspirierend ist aber das „neue Kalifornien“. Das gibt es seit einigen Jahren und findet – leider – weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dabei gibt es da so viel zu entdecken. Große Weine, die immer noch kalifornisch, aber eben auch von einer Leichtigkeit und Eleganz sind, die schier unglaublich ist. Ausführlich mehr dazu in der zweiten Ausgabe der FINE. Ähnlich ging es mir im Burgund. Auch hier gibt es einiges zu entdecken, was man sonst eben nicht auf dem Schirm hat. Genau genommen im südlichen Burgund. Beispielsweise in der Domaine La Soufrandiére.

Das Weingut ist im Maconnais und wird von den Brüdern Bret betreiben. Ganz typisch für das Burgund gibt es noch einen Handel, sprich einen Negoce. Das Weingut ist demeter zertifiziert, also biodynamisch. Schon der Opa der beiden hat ökologisch gearbeitet. Das ist in Frankreich eher ungewöhnlich – im Burgund allemal. Beinahe wäre mir das alles entgangen, denn ich stand morgens im eiskalten Keller und sollte Wein probieren. Die Weine waren unprobierbar. Nicht irgendwie kalt, sondern so eiskalt, dass sie weder nach irgendetwas rochen noch schmeckten. Es war klar, dass hier eigentlich am frühen Morgen keiner Lust auf Blogger oder Journalisten hatte. Ich kenne das. Das ist in Frankreich öfter mal so. Dankenswerter Weise gingen wir dann doch noch in die Küche des Weingut und probierten. Ich wäre im Zweifelsfall aber auch einfach wieder gegangen. Keiner muss, wenn er nicht will. Zum Glück wollten die dann doch – ich hätte ansonsten wirklich etwas verpasst!

Die Weine der „Bret Brothers“ sind das, was man stringent nennen könnte. Und konsequent. Es kommt nichts raus, es kommt nichts dazu. Sehr sympathisch. Am Ende sind sie typisch, fest in der Struktur und im Kern, niedrig im Schwefel aber keinesfalls oxidativ. Irgendwie hat alles ein wenig mit den so heiß diskutierten „Natural Wines“ zu tun – und dann auch wieder nicht. Spannend ist es allemal. Alle Weine sind nicht angereichert, sie werden weder ent-, noch angesäuert und spontan vergoren sind sie auch. Wie gesagt, alles sehr konsequent. Um die 90.000 Flaschen produzieren die Brüder, 50 Prozent davon gehen in den Export.

Herausragend sind die Pouilly-Vinzelles. Allen voran der 2014 „Les Quarts“. Der Wein braucht seine Zeit im Glas. Minuten. Dann kommt alles ganz gewaltig, beinahe eruptiv. Viele Kräuter, etwas Minze, etwas rauchiges. Keinerlei Primärfrucht, aber Dichte und Tiefe und Druck und eine wunderbar feine und elegante Säure. Alle Anlagen dieses Weins deuten darauf hin, dass das einmal ein ganz großer wird! Alleine schon die Balance ist einmalig! Den Wein gibt es hier bei einem der kompetentesten Weinhändler im Land.

Wie sich die Weine im Laufe der Jahre entwickeln und was da tatsächlich gehen kann, zeigt der 2006er. Er wirkt unglaublich frisch, hat einen Hauch von Malz und riecht nach Granatapfel. Im Mund kommt etwas Kaffee dazu und die Dichte, die dieser Wein hat, ist beinahe unbeschreiblich und zementiert sich fest. Ein kleines Monument! Ähnlich ist auch der 2011 „Cuvée Millerandée“. Der hat enormes Potenzial, vielleicht sogar das Größte von allen. Dazu etwas Mandarine und feinste Raucharomen.Die 14 Prozent Alkohol sind perfekt integriert. Ein Meisterwerk.

Fazit: Es lohnt sie immer die ausgetretenen Wege zu verlassen. Egal ob in Kalifornien, oder eben im Burgund. Und dann findet man eben auch solche faszinierenden Winzer wie die Bret Brothers. Die beiden kombinieren Machart und Herkunft auf eine beinahe ideale Art und Weise. Eben das, was der Franzose unter Terroir versteht!

Dirk Würtz Verfasst von:

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