Ein Traum auf Kalk – Springfontein

Das Traumziel der Deutschen ist Südafrika. Völlig zu Recht übrigens. Ein traumhaft schönes Land, mit traumhaften Weinen.

Die südafrikanische Weinwelt wird immer vielfältiger. Neben den bekannten Namen und den ganz typischen südafrikanischen Weinen gibt es immer mehr Neues zu entdecken. Anderes, besser gesagt. Die grandiose und extrem spannende Entwicklung im Swartland ist so ein Beispiel. Was da an Charakterweinen in den letzten Jahren produziert wurde, ist enorm.  Die Swartland Revolution darf man getrost als wegweisend bezeichnen. Weg vom Mainstream, hin zu viel mehr Individualität. Kein Dogma, kein Zwang zum unbedingten Hippstertum. Einfach eine Bereicherung. Eine solche Bereicherung ist in einer ganz anderen Gegend auch zu entdecken. Auf Springfontein in der Nähe von Hermanus.

Hermanus kennt jeder Südafrika Reisende – und die Weine, die aus der Gegend kommen, eigentlich auch. Allen voran Hamilton-Russel. Nur wenige Kilometer entfernt, irgendwo im Nirgendwo namens Stanford steht Springfontein. Das Weingut gehört seit fast 20 Jahren einem Deutschen. Johst Weber hat das Weingut 1994 gekauft. Er hat eine Anzeige im Decanter gesehen und ist sofort hingeflogen. Er ist ein Weinfreak. Und wer glaubt, dass jetzt die übliche Geschichte kommt, der täuscht sich. Nix ist es mit reicher Investor, der nicht mehr weiß wohin mit dem Geld und jetzt halt mal irgendwie in Wein macht. Alles anders. Natürlich hat Johst Geld investiert – wie soll es auch anders gehen. Aber die Geschichte ist eben nicht einfach. Große Herausforderungen – alles war heruntergekommen – alle Weinberge mussten gerodet und neu angelegt werden. Das Wohnhaus war verwahrlost, im Sofa wohnte ein Cape Cobra. Der frühere Besitzer hat es nicht gemerkt… Johst hat viel Energie in dieses Weingut gesteckt. Die Rückschläge ließen nicht lange auf sich warten. Buschbrände haben Teile der neuen Weinberge wieder zerstört. Buschbrände sind in der Gegend überhaupt ein großes Risiko. Es brennt schnell und erbarmungslos.

Geld will Johst natürlich keines verbrennen, er investiert sinnvoll. Es ist ein sympathisches Investment und keines nach dem Motto: wer alles hat kauft sich eben auch einmal ein Weingut. Es ist ganz sicher ein Traum. Sein Traum. Auf eine bestimmte Art wirkt das nicht nur sympathisch, sondern richtiggehend bescheiden. Johst ist einer, der in größeren Zusammenhängen denkt. Einer ohne Grenzen im Kopf. Man sieht das ganz gut an seiner „Entourage“.

Springfontein farm in Stanford.
Springfontein farm in Stanford.

Die Frau ist Amerikanerin und der Winemaker kommt aus Zimbabwe. Freunde aus Deutschland, die Schneiders, sind ausgewandert und betreiben das Restaurant und die Gästehäuser. Liebevoll Verrückte, die auf einem fantastischen Niveau die Gäste bewirten. Schneider war Sternekoch an der Bergstrasse und ist kurz vor den sechzig mit Sack und Pack ausgewandert und zu Johst auf die Farm. Das macht man nicht für irgendeinen Investor, das macht man nur wenn es passt. Sie sind Freunde.

Es ist eine besondere Stimmung dort auf Springfontein. Das liegt nicht zuletzt auch an Johst Frau, Jennifer. Sie managt das Weingut und macht den weltweiten Vertrieb. Eine klare und sehr strukturiert wirkende Frau und alles andere als der typische oberflächliche Amerikaner – ich halte den übrigens so oder so für eine „urban legend“. Wer mit ihr beispielsweise über andere Ansätze im Weinbau redet, bio oder gar biodyn, merkt schnell, dass da eine Kennerin sitzt. Johst und Jennifer sind ein gutes Team. Das wird augenblicklich klar, wenn man mit ihnen länger zusammen ist. Springfontein ist überhaupt ein ganz besonderer Ort, mit ganz besonderen Menschen. Es hat beinahe etwas magisches. Man kommt an und gehört sofort dazu. Das ist selten und einfach nur schön. Eine Bereicherung. Die Weine sind das übrigens auch.

Springfontein farm in Stanford.
Springfontein farm in Stanford.

Das ganze Weingut steht quasi komplett auf Kalk. Das ist ungewöhnlich und in dieser Art wohl auch ziemlich einmalig in Südafrika. Den Weinen ist das anzumerken. Und wie! Sie haben diese, für Weine vom Kalk so typische Stringenz und Kühle. Chenin Blanc ist das Steckenpferd der Springfontein Macher. Und Pinotage. Jene Rebsorte, die so mastige, dicke und oftmals todlanweilige Rotweine hervorbringt. Alles das, worum ich immer einen großen Bogen mache. Der Pinotage hier ist anders, ganz anders. Die Weinberge sind gerade einmal fünf Kilometer vom Meer entfernt. Man merkt es ihnen an. Der 2012 GADDA DA VIDA hat zwar 14,5 Prozent, die spürt man aber nicht. Ganz im Gegenteil! Er ist fein und elegant, glasklar – beinahe brillant.  Ein Hauch von Tabak, viel Sauerkirsche und eine fantastische Säure lassen das Ganze sehr burgundisch wirken. Nicht fett und marmeladig und breit wie Pinotage sonst so schmeckt. Saftig ist er und Trinkfluss hat er und überhaupt ist er ein Großer. Wäre Pinotage immer so, ich würde glatt zum Fan werden… Wer sich über den Namen wundert – und das werden wahrscheinlich viele U50  😉 – es ist ein Song, ein ziemlich kultiger für den ein oder anderen. Der Wein kostet 35,00 Euro. Ein mehr als gerechtfertigter Preis!

Der 2014 Terroir Selection Chenin Blanc wirkt im ersten Moment sehr konzentriert. Er erinnert an einen Rumtopf – mehr noch an Rum-Trauben-Nuss Schokolade. Dazu etwas Marzipan, rauchig und leicht speckig. Extrem ungewöhnlich. Lang ist er, dicht und so ganz anders als das, was man an Chenin aus Südafrika sonst so kennt.

Natürlich gibt es auch Sauvignon Blanc auf Springfontein. Nicht viel, aber außergewöhnlich guten Sauvignon!. Der 2014 DAREDEVIL´S DRUMS zieht mich sofort in seinen Bann. Wild, mit etwas grünen Paprika und einer kreidig-kalkigen Anmutung. Wie früher an der Schultafel. Dieser spezielle Geruch von leicht feuchter Kreide. Ein Knaller! Dazu etwas Vanille und wenn man ganz tief reinricht, erinnert alles ein wenig an das Meer. Verrückt! Ein Wein zum träumen und trinken. Ein schöne Kombi! Mit 19,00 Euro absolut fair bepreist.

Die Weine gibt es hier

Dirk Würtz Verfasst von:

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